Reise: Dubai

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Kaum öffnet sich die Flugzeugtür, schwappt uns warme Wüstenluft entgegen. „Angekommen“, sage ich leise. Alex zieht die Sonnenbrille aus der Tasche und grinst: „Dubai. Stadt der Übertreibungen.“ Es ist unser zweiter Besuch. Beim ersten Mal staunten wir nur. Diesmal fühlen wir uns vorbereitet, wissend, dass Dubai jeden Plan sprengt. Die Fahrt vom Flughafen zur Downtown wirkt wie eine Zeitrafferreise in die Zukunft. Türme wachsen in den Himmel, als würden sie sich gegenseitig überbieten. Wir starten am Burj Khalifa – natürlich. Das gigantische Nadelwerk glänzt in der Sonne, fast unwirklich. „Lass uns hoch“, schlägt Alex vor. Und ja: Auch beim zweiten Mal nimmt einem der Blick den Atem. Unten pulsiert die Dubai Mall. Nicht wegen des Shoppings, sondern wegen des Spektakels: Aquarium, Wasserfall, Düfte aus hundert Läden. Dubai ist ein Theater, das nie seine Vorhänge schließt. Am späten Nachmittag laufen wir zur Dubai Fountain. Musik, Licht, Wasser – alles überdimensioniert, aber dennoch berührend. Der Abend endet am Souk Al Bahar, wo wir unter Laternen sitzen und Mezze teilen. „Haben wir das vermisst?“, fragt Alex. „Vielleicht ein bisschen zu sehr“, sage ich. Dubai ist nicht nur Glanz. Der zweite Tag gehört der Vergangenheit. Wir fahren nach Al Fahidi, in das historische Viertel, wo Windtürme statt Wolkenkratzer den Himmel durchschneiden. Enge Gassen, Sandfarben, Stille. Im Coffee Museum trinken wir arabischen Kaffee mit Kardamom – heiß, süß, kräftig. Danach geht es mit der Abra über den Creek. Für einen Dirham gleiten wir auf dem Wasser, vorbei an Händlern, die Teppiche ausrollen, Gewürze stapeln, Goldketten polieren. Am Gewürzmarkt verliert sich Alex zwischen Safran und Sumach. Ich bleibe bei den Düften stehen – Nelken, Kardamom, Rosenblätter. Am Abend fahren wir zur Jumeirah-Moschee, einer der wenigen zugänglichen Moscheen für Besucher. Das warme Licht macht die Architektur weich. „Das ist Dubai, das man viel zu selten sieht“, sage ich. Alex nickt. Unser letzter Tag beginnt außerhalb der Stadt. Ein Jeep holt uns für eine Wüstentour ab. Bald sind die Straßen weg, nur Dünen bleiben. Wir halten an, steigen aus, und plötzlich ist es still. Richtig still. Die Art Stille, die man in Dubai nicht vermutet. Wir fahren Sandboard, essen später im Wüstencamp unter freiem Himmel. Sterne wie kleine Stiche aus Licht. Ein Feuer knistert. Ein Gefühl von Weite, das lange nachhallt. Zurück in der Stadt verbringen wir den Abend an der Marina. Die Lichter spiegeln sich auf dem Wasser, Yachten gleiten lautlos vorbei. Wir essen im Freien, mit Blick auf die Skyline, die glitzert, als wäre sie ganz bewusst für uns angezündet worden. „Dubai ist kein Ort, den man versteht“, sage ich. „Sondern einer, den man erlebt“, antwortet Alex. Dubai wirkt manchmal wie eine Fata Morgana aus Glas, Stahl und Geschichten. Doch jenseits der Rekorde, der Höhen, der Superlative liegt eine Wärme, die sich nicht von Sandstürmen oder Wolkenkratzern überdecken lässt. Wir steigen ins Taxi Richtung Flughafen. Wieder dieses Gefühl: Staunen, Respekt, Neugier. Und die Gewissheit, dass wir zurückkommen – vielleicht wegen der futuristischen Skyline, vielleicht wegen der stillen Wüste, wahrscheinlich wegen beidem.Und als das Taxi auf die Autobahn rollt, schauen wir noch einmal zurück auf die glitzernde Linie am Horizont. Dubai verschwindet langsam im Rückspiegel, aber das Gefühl, das es hinterlässt, bleibt klar: ein Ort, der gleichzeitig fern und vertraut wirkt.

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